Über Herdenschutzhunde
Charaktereigenschaften und mehr …
Der Herdenschutzhund ist von seinem Aussehen und seiner Bewegung eine imposante Erscheinung.
Von einer ausgeprägten Lauffreudigkeit bei hoher Motivation bis zum gelangweilten (so scheint es) Schneckentempo ist alles möglich. Herdenschutzhunde wurden gezüchtet – wie es der Name schon sagt – um Herden von Schafen, Rindern oder anderen Herdentieren vor Beutegreifern wie Wolf, Lux oder Bär zu beschützen. Auch vor Menschen oder streunenden Hunden beschützen Sie ihre Herde. Zum Schutz von Haus und Hof, Lagerstätten und Anwesen wurden und werden diese charakterstarken Hunde seit vielen Jahrhunderten eingesetzt. Mit Freude ziehen diese stolzen Kraftpakete (bei positiver Konditionierung) gerne schwere Lasten.
Der Herdenschutzhund ist darauf domestiziert worden, Herden selbstständig zu bewachen und zu beschützen. Wer hier meint, dass er mit der üblichen Einschränkung oder mit Gewalt Lernerfolge erzielt, der wird schnell feststellen, dass er mit diesen Trainingsmethoden das Gegenteil erreicht. Die Ausbildung von Herdenschutzhunden gehört in die Hände von Fachleuten. Die Hundeschule an der nächsten Ecke ist mit solchen Hunderassen hoffnungslos überfordert.
Immer wieder wird behauptet, dass vielen Herdenschutzuhunderassen ein Gen fehlt, das ihn an den Menschen bindet. Meine Arbeitsweise zeigt mir andere Ergebnisse auf. Der Herdenschutzhund ist bei richtiger Konditionierung ein treuer und loyaler Freund – er lernt sehr schnell. Er braucht ein hohes Maß an Sozialkontakt zu seiner Familie. Ein Herdenschutzhund, der in Familien lebt, spielt noch bis ins hohe Alter. Wenn nicht, dann läuft im täglichen Miteinander etwas verkehrt. Bei jedem Kommando – so hat es den Anschein – überlegt der Herdenschutzhund, ob er diesen Befehl ausführen soll oder nicht. Unterordnung und Gehorsam ist natürlich bei diesen Kraftpaketen sehr wichtig. Hier kommt es auf die richtige Arbeitsweise im Training an.
Herdenschutzhunde zeigen sehr oft im Verhalten ein sehr hohes Maß an Unsicherheit. Doch Vorsicht: Unsicherheit sollte man nicht mit Angst gleichstellen, denn der Herdenschutzhund ist ein sehr mutiger Hund. Er besitzt eine hohe Bandbreite an Stimmlagen, von ganz hohen Tönen bis ganz tiefen Tönen ist alles drin. Der Herdenschutzhund ist sehr bellfreudig. Ausgewachsen ist er – bedingt nach Rasse – mit zwischen drei und fünf Jahren. Genau so lange braucht auch die Festigung seiner Charaktereigenschaften. Bis zu diesem Alter werden Sie immer neue Entwicklungsstadien an ihrem Herdenschutzhund feststellen.
Mit Vorliebe liegt der Herdenschutzhund auf Anhöhen, um sein Territorium besser bewachen zu können. Der Herdenschutzhund ist darauf domestiziert worden, Herden selbstständig zu bewachen und zu beschützen. Dadurch haben sich auch hervorragende Sinnesleistungen entwickelt. Auch im visuellen Bereich besitzt er ein hohes Auffassungsvermögen. Der Herdenschutzhund besitzt eine enorme Anpassungsfähigkeit an jedes Klima und jede Situation, dadurch besitzen sie auch eine enorme Widerstandsfähigkeit.
Der Herdenschutzhund, der in Familien lebt, ist bei richtiger Konditionierung ein treuer Freund, der eine enorme Bindung zu seinem menschlichen Rudel hat. Er ist ein Spielgefährte bis ins hohe Alter und macht gerne lange und ausgiebige Spaziergänge, wobei er immer wieder versucht seinen Dickkopf durchzusetzen. Immer mal wieder probiert er aus, ob du Führungsqualitäten besitzt. Wenn du in deiner Position als „Rudelführer“ nachlässig bist, dann wirst du das schnell merken. Leider kommt es beim Herdenschutzhund öfter (durch Unwissenheit der Besitzer) vor, dass er ein Familienmitglied beißt. Die kritische Zeit ist meistens im Alter von drei bis vier Jahren. Auch hier liegt es meistens an der geistigen Unterforderung und an falscher Konditionierung. Der Herdenschutzhund besitzt ein ausgeprägtes territoriales Verhalten und nimmt sich das Recht auf Einhaltung der Individualdistanz.